Position der AG „Gesundheit, Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt“ zur Einfuhr von mittels Fracking-Technologie gewonnenem Flüssiggas aus den USA

Augsburg, den 11.03.2022

Laut einem Bericht der Welt kündigt der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz den Bau von zwei neuen Terminals für Flüssigerdgas-(LNG)-Tankschiffe (Standorte Brunsbüttel und Wilhelmshaven in Schleswig-Holstein und Niedersachsen) an (https://www.welt.de/politik/deutschland/article237180045/ Deutschland-100-Milliarden-Euro-fuer-Bundeswehr-Fluessiggas-Terminals.html). Hintergrund ist der Ukraine-Russland-Konflikt. Mit den angekündigten Maßnahmen möchte die Bundesregierung Deutschland unabhängiger von russischem Erdgas machen. Gleichzeitig wurde das Zertifizierungsverfahren der neu gebauten Pipeline Nord Stream 2 gestoppt. Laut einem Bericht des Handelsblatts dürfte das zusammen mit den beschlossenen Sanktionen gegen Russland das Aus für die Leitung bedeuten, ein Milliardengrab für Steuergelder. Aus US-Sicht seien die LNG-Terminals für Deutschland unabdingbar, um die Energieversorgung Europas und Deutschlands sicherzustellen. (https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/transatlantische-partnerschaft-robert-habeck-besucht-die-usa-wirbt-um-lng-lieferungen-und-muss-sich-rechtfertigen/28118410.html?ticket=ST-9245923-3kdcL1KvUzijeBMlfm5C-ap6).

Immerhin waren im Jahr 2020 in Deutschland etwa 13,9 Millionen Gasheizungen in Betrieb. Das sind knapp 70% aller Heizungsanlagen (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/165282/umfrage/gesamtbestand-der-zentralen-waerme-erzeuger-in-deutschland/). Ebenso wurde mit 12,1% ein beachtlicher Teil der Nettostromerzeugung aus Erdgas gewonnen (https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/news/2020/nettostromerzeugung-in-deutschland-2021-erneuerbare-energien-erstmals-ueber-50-prozent.html).

Unser Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck, möchte mit dem Versprechen „grüner“ Gase dieses Projekt nachhaltiger erscheinen lassen als es ist. Ein LNG-Terminal, in dem heute Gas ankomme, könne morgen auch grünen Wasserstoff aufnehmen, so seine Argumentation (https://www.focus.de/politik/deutschland/heftiger-gas-streit-bei-den-gruenen-was-hat-habeck-da-geritten_id_56725639.html). Damit sich die hohen Investitionen in die Infrastruktur rechnen, muss ein Terminal 30 bis 40 Jahre betrieben werden (https://www.energiezukunft.eu/wirtschaft/falscher-pfad/). Da die lange Laufzeit aufgrund der derzeitigen Klimapolitik in Deutschland allerdings als äußerst fraglich angesehen werden muss, könnte die Wirtschaftlichkeit eines solchen Hafens daher nicht gegeben sein.

Aus Umweltgesichtspunkten muss die in den USA zur Anwendung kommende Fracking-Technologie, aber auch die energieaufwändige Gasverflüssigung und der Transport äußerst kritisch betrachtet werden.

Bei der Fracking-Technologie wird Bohrwasser, welches mit Sand und giftigen sowie umweltgefährdenden Chemikalien versetzt ist unter hohem Druck in die Erde gepresst. Die Auswirkungen und Risiken der Fracking-Technologie sind mittlerweile ausführlich dokumentiert. Dazu gehören u.a. künstliche Erdbeben, ein hoher Wasserverbrauch sowie das Risiko der Kontamination von Ackerflächen, Oberflächengewässern und Gebieten zur Trinkwassergewinnung. Die von Deutschland und der EU beschlossenen Ziele des Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschutzes sowie der nachhaltigen Raumordnung und Energiepolitik stehen in krassem Gegensatz zu diesen schwerwiegenden, möglichen Auswirkungen (http://www.umweltinstitut.org/themen/energie-und-klima/fracking.html).

Beim Transport von verflüssigtem Erdgas auf dem Seeweg liegen die Umweltprobleme auf der Hand: Das Gas muss stark abgekühlt werden und am Zielort wieder in den gasförmigen Zustand überführt


werden. Dabei geht viel Energie verloren. Der Transport über weite Strecken sowie die Kühlung während des Transports verbrauchen weitere Energie und machen die Technologie damit noch ineffizienter.

Weltweit ist die Schifffahrt ohnehin für den Ausstoß von etwa einer Mrd. Tonnen Kohlenstoffdioxid verantwortlich, was etwa 3% der globalen CO2-Emmissionen darstellt. Zudem verursacht sie etwa 15 Prozent der globalen Stickoxidemissionen und 13 Prozent der Schwefeldioxidemissionen (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0301421515300240?via%3Dihub). Die Förderung von Gas mittels der Fracking-Technologie und auch der Transport von verflüssigtem Erdgas mittels LNG-Tankschiffen sind daher extrem umweltschädlich.

Die Versorgung mit Erdgas durch bestehende Pipelines ist umweltschonender und deutlich günstiger. Auch die Idee, sich aus geopolitischen und taktischen Gründen von der Abhängigkeit von russischem Erdgas zu lösen und sich gleichzeitig in eine neue Abhängigkeit von amerikanischem Flüssiggas zu begeben ist aus unserer Sicht ein grober Fehler. Einmal mehr möchten wir betonen, dass die Ausrichtung der Forschung bezüglich vollkommen neuer Energiequellen gefördert werden muss. Die aufwändige Gewinnung und der Transport von Flüssiggas aus den USA bergen vielmehr die Gefahr, dass die Energiekosten weiter steigen werden und die soziale Ungleichheit weiter zunimmt.

Dr. Markus Ulrich, Dieter Geßler, Sabine Gastl, Dr. Eva Leuschner, Gerhard Müller, Arthur Ferber, Alexander Denner, Elmar Straube, Verena Höhberger, Tabea Litzkendorf

Arbeitsgruppe „Gesundheit, Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt“ des Kreisverbands Augsburg

Gerhard Presser, Dr. Markus Ulrich, Verena Höhberger, Manuela Lanzer, Rainer Schwenkreis, Christine Göppel, Helga Sättler, Barbara Fuhrmann, Silvia Barresi, Etienne Dame

Vorsitzende des Kreisverbands Augsburg

Basisdemokratische Partei Deutschland