Der DialogRaumGeld – ein Konvent (nicht nur) zum Thema Geld

DialogRaumGeld – das klingt für mich nach einem nüchternen, trockenen, sachlichen Austausch über ein gefühlloses, ja geradezu kaltes Thema. Und damit liege ich komplett falsch!

Den Veranstaltern ist es gelungen, den Austausch gefühl- und liebevoll zu gestalten, das Thema mit Wärme und Lebendigkeit anzufüllen. Und damit haben sie aus meiner Sicht das wichtigste Ziel bereits erreicht. Denn meiner Meinung wird die Menschheit die Herausforderungen, die in diesem Jahrhundert an sie gestellt werden, nur dann bewältigen, wenn es gelingt, aus Gegeneinander ein Miteinander, aus sachlichem, gefühllosem Umgang einen gefühlvollen und liebevollen Umgang miteinander, aus (Gefühls-) Kälte Wärme zu machen.

Dass die Menschheit die Zukunft meistern wird, davon legten nach eigener Schätzung ca. 90 Menschen im Kongress am Park ein beredtes Zeugnis ab!

Der Konvent startete am Sonntag, den 22.05. um 14:00 Uhr und ging bis Dienstag, 24.05., 17:00 Uhr. Dabei war es auch möglich, nur an einem oder zwei Tagen teilzunehmen, wovon auch Gebrauch gemacht wurde.

Gestartet wurde am Sonntag mit einer Vorstellung von Programm und den Menschen, die die Workshops leiteten (muss dabei noch erwähnt werden, dass es gelungen ist, für jeden Workshop hochkompetente Fachleute zu gewinnen?).

Der Konvent war in drei „Pfade“ unterteilt, wobei man sich für einen Pfad entscheiden konnte, diesen aber auch jederzeit gegen einen anderen ein- und auch wieder zurücktauschen konnte. Wobei gesagt werden muß, daß die Fülle an angebotenen Workshops es nicht zuließ, alle Angebote selbst innerhalb eines Pfades zu nutzen. Das volle Programm ist auch noch abrufbar unter: https://dialograumgeld.org/konvent_2022/

Der erste Pfad stand unter dem Motto „Alternativen im System“. Angeboten wurden Auseinander-setzungen u.a. mit den Themen „Geld in der Wirtschaft nachhaltig und wirkungsorientiert einsetzen“, „Sinn der Arbeit“, „Geld als Dialog- und Entscheidungsraum“, „Die inneren Aspekte des Geldes: Glaubenssätze, Prägungen und Projektionen“. In dem Geldspiel „Oeconomia“ konnte zudem spielerisch erlernt werden, wie „Geld“ im Zusammenspiel mit Staat, Produzent und Konsument funktioniert.

Der zweite Pfad stand unter dem Motto „Alternativen zum System“. Angeboten wurden hier Workshops zu den Themen „Das Geldtrauma im Dialog“, „Fülle-Prinzip“, ein systemisches Geldrollen Spiel, „Forum-Theater“, „Utopie“ und „IMAGO-Gathering – Geld auf andere Werte gründen“.

Der dritte Pfad stand unter dem Motto „Raum für Neues“. Angeboten wurden hier Erlebnisse wie bewusstes Atmen, Herzkreis, Raum der Stille, „Wertschätzung der Erde: wERDschätzung“, und Körperreisen.

Wobei Atemübungen, Körperreisen und stille Einkehr steter Bestandteil der gemeinsamen Zusammenkünfte im Plenum und in den Workshops war.

Zur Einstimmung wurde am Sonntagabend der Film „Part Time Kings“ gezeigt (Filmzitat: „Von Montag bis Freitag will ich Lehrer sein und Samstags und Sonntags ein König!“), in dem Kinder aus aller Welt von ihren Träumen, Wünschen und Hoffnungen erzählten.

Der ganze Montag und der Dienstagvormittag standen ganz im Zeichen der angebotenen Workshops. Ich selbst entschied mich für den „2. Pfad“ und erlebte im Workshop „Das Geldtrauma im Dialog“ eine Konfrontation mit der Frage „wie verletzt mich Geld“ und eine Aufstellungsarbeit zu zweit, in der jeder Gelegenheit bekam, sich mit dem/mit seinem Geld in Dialog zu gehen.

Im Workshop Forum-Theater (eine Art interaktives Theater, bei dem das Publikum eingreifen und mitspielen kann) wurden zwei Konfliktsituationen im Zusammenhang mit Geld, die von den Teilnehmern erlebt wurden schauspielerisch verarbeitet und in kleine Theaterstückchen umgewandelt, die am Abend als „Interaktive Aufführung – Mit transformativen Theater vom Konflikt zur Lösung“ (lt. Programm) einem Publikum von immerhin 50-60 Menschen vorgeführt wurden, die von der Möglichkeit der Teilnahme regen Gebrauch machten.

 Am Dienstagvormittag ging es dann im Workshop „Utopie“ um Fragen wie: „wie soll mein Leben in 50 Jahren sein?“, „wie sind Gesellschaft und Kultur in 50 Jahren?“ und „wie gehen wir in 50 Jahren mit der Natur um?“ – natürlich nach unseren Idealvorstellungen, wobei „in 50 Jahren“ weniger als zeitlicher, sondern mehr als ideeller Wert verstanden werden will. Zum Abschluss konnte jeder Teilnehmende seine Wünsche, Visionen, Utopien in künstlerischer Form zu Papier bringen (als Bild, als Collage o.ä.), die Ergebnisse wurden dann im Foyer ausgestellt.

Am Dienstagnachmittag wurde dann versucht, die Essenz aus den verschiedenen Veranstaltungen, Angeboten und den Erlebnissen und Eindrücken der Teilnehmenden zu ziehen.

Dabei ist natürlich klar, dass das Ziel der Veranstalter, nämlich in Bezug auf das Geld einen ähnlich wichtigen Impuls zusetzen, wie seinerzeit in Bezug auf die Religion mit dem Augsburger Religions- frieden von 1555 nicht erreicht wurde.

Bei der Fülle unterschiedlichster Menschen, die an den verschiedenartigsten Veranstaltungen teilnahmen, konnten maximal Ansätze erreicht werden, aus denen sich etwas entwickeln kann. Der DialogRaumGeld soll weitergeführt werden und wenn man sich die Teilnehmerzahl der vorbe-reitenden Veranstaltungen der letzten Jahre anschaut, darf erwartet werden, dass die für diesen Konvent angekündigten Hunderte Menschen in naher Zukunft tatsächlich zu erleben sein werden.

Interessant ist aus meiner Sicht auch, ob der Vorschlag, Kinder und Jugendliche in den Dialograum miteinzubeziehen aufgegriffen wird und eine Umsetzung gelingt.

Insgesamt freue ich mich, Augenzeuge eines Prozesses zu sein, der gerade im Entstehen ist und von dem man zu Recht gespannt sein darf, welche Früchte er hervorbringen wird.

Zum Abschluss noch ein paar Worte über die Preiskategorien zu diesem Konvent: Die Veranstalter ermittelten zur Deckung der Selbstkosten einen Einnahmebedarf von rund 200 Euro pro Teilnehmenden. Für Vollzahler wurde ein Preis von 250 Euro für alle drei Tage angeboten, damit wurde ein ermäßigter Beitrag von 150 Euro ermöglicht, für Menschen, mit geringerem finanziellem Spielraum. Wessen finanzielle Möglichkeiten großzügiger bemessen waren, konnte auch 500 Euro zahlen und so jemand anderem, dessen Budget keine Ausgaben für einen Konvent erlauben, die Teilnahme am selbigen Ermöglichen (wobei sich von selbst versteht, dass bezahlten Beträge natürlich anonym gehalten und nicht thematisiert wurden).

                                                                                                                                                             Nils Brodersen